Im ersten Teil der Arikelreihe “Stil verbessern” lernst du Conroys Sprachpyramide kennen. Du erfährst, was die Grundlagen eines individuellen Stils sind und wie du aus deinen Texten das Beste machst.
Übersicht
Conroys Sprachpyramide – oder: Wie Stil erzeugt wird
Frank Conroy war selbst Schriftsteller und von 1987-2005 der erste Direktor des Writer’s Workshop in Iowa, dem ältesten Programm zum Kreativen Schreiben in den USA. Er ist u.a. für seine Sprachpyramide bekannt:
Die Basis der Pyramide bildet die denotative Bedeutung der Wörter. Das heißt: ihre Hauptbedeutung. Indem Schreibende die Hauptbedeutung der Wörter korrekt anwenden, schaffen sie Bedeutung, Sinn und Klarheit. Auf dieser Ebene spielen Grammatik und Syntax die Hauptrolle.
Auf der nächst höheren Ebene ist es Aufgabe der Schreibenden, die Sinne der Lesenden anzusprechen. Nur so machen sie ihre Geschichte für die Lesenden lebendig.
Danach kommt die Semantik ins Spiel, im Besonderen die Nebenbedeutungen oder Konnotationen (denn natürlich sind auch die Hauptbedeutungen der Wörter Teil der Semantik). Aufbauend darauf die Metaphern, durch die der Subtext (die unterschwellige Bedeutungsebene) erzeugt wird.
Die Spitze der Pyramide bilden die ausgefallenen Sprachverwendungen, die gewöhnlich als das betrachtet werden, was den besonderen Stil einer Autorin ausmacht.
Ist die eigene Stimme überflüssig?
Im ersten Moment könnte man Conroys Sprachpyramide so verstehen, als seien die sprachlichen Besonderheiten eines Textes unnötig, nicht mehr als ein Sahnehäubchen. Doch das ist ein Missverständnis.
Stell dir deinen Text als Haus vor, das du baust. Du brauchst ein Fundament (Grammatik & Syntax), darauf baust du die Mauern (Sinne ansprechen). In die Mauern kommen Fenster & Türen (Semantik). Dann machst du dich an den Innenausbau, stattest alles schön aus (Metaphern). Zuletzt nimmst du dir einen Eimer Farbe und malst dein Haus hübsch an, sodass es einzigartig wird (ausgefallene Sprachverwendung). Stell dir nun vor, du machst nur den letzten Schritt. Dann steht da eigentlich kein Haus. Du hast nur einen Eimer Farbe, mit dem du in der Luft herummalst.
Sinnlich schreiben
Damit sind keine erotischen Texte gemeint. Obwohl gute erotische Texte immer auch sinnlich sind. Damit dein Text bei den Lesenden eine Wirkung erzielt, musst du es schaffen, so sinnlich wie möglich zu schreiben. Beziehe so viele Sinneseindrücke wie möglich ein, um das Geschriebene erfahrbar, fast spürbar zu machen. Schreiben heißt ein Erlebnis mit Worten malen.
Aus Sprache das Beste herauspressen
Sobald du dein Erlebnis gemalt hast, geht es darum, das Beste aus den gewählten Worten herauszupressen. Jedes deiner Worte solltest du bewusst ausgesucht haben. Hinterfrage bei jedem Wort, ob es sich seinen Platz verdient hat – falls nicht, suche ein besseres, schöneres, passenderes. Verwende einen Thesaurus, wenn dir selbst nicht genug treffende Worte in den Sinn kommen.
Schreibpraxis
Trainiere in das sinnliche Schreiben mit der folgenden Schreibübung: Mit allen Sinnen schreiben.
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Anmerkung
Die Inhalte diese Blogartikels basieren auf dem Modul “The Craft of Style” von Salvator Scribona. Das Modul ist Teil der Coursera-Spezialisierung “Kreatives Schreiben”.