Setting meistern (2/4)

Details

Im zweiten Teil der Artikelreihe “Setting meistern”, geht es um Details. Welche Details sind wichtig? Wie erkennst du sie? Und wie erzeugst du Humor durch bedeutsame Details?

Hat dir schon einmal ein kleines Kind eine Geschichte erzählt? Solche Geschichten sind unglaublich süß. Aber man kann ihnen meist nur schwer folgen. Das liegt daran, dass Kinder häufig nicht wissen, welche Details für ihre Geschichte bedeutsam sind. Sie betonen oft Dinge, die gar nicht so wichtig sind (zumindest für die Zuhörenden nicht).

Die Atome der Beschreibung

Details sind die kleinsten Bestandteile von Beschreibungen. Sie machen das Spezifische fiktionaler Erzählungen aus und sind daher sehr wichtig, um eine überzeugende Geschichte zu schreiben. Das Problem ist nur, welche Details sind für deine Geschichte bedeutsam und welche lässt du besser weg? Ein Beispiel:

John war rund einen Kopf größer als sie, vermutlich eins-achtzig. Er hatte volles blondes Haar, tiefblaue Augen und ein Sunnybox-Lächeln. Terry starrte fasziniert auf seine sonnengebräunte Haut, unter der sich seine Muskeln spannten. Ob er wohl surfte?

Mit dieser Beschreibung scheint auf den ersten Blick nichts falsch. Allerdings sind die betonten Details sehr generisch. John ist das Klischee von einem weißen, gut aussehenden Mann. Eigentlich unterscheidet ihn nichts von einer Ken-Puppe. Nur wenn das auch deine Absicht ist, solltest du diese Art von Details in den Fokus setzen. Das heißt im Verlauf der Geschichte sollte das Oberflächliche der Figur für die Handlung relevant sein.

Wichtige Details verändern die Stimmung deiner Geschichte. Du kannst sie für diesen Zweck gezielt einsetzen:

  • Über ihren Köpfen kreisten die Vögel. – neutral
  • Über ihren Köpfen kreisten die Geier. – negativ, wenn die Geier kreisen, dann warten sie auf den Tod
  • Über ihren Köpfen kreisten die Möven. – eher positiv, man denkt an Meer, Stand, vielleicht ein Segelturn

Wichtige vs. unwichtige Details: ein Test

Als kleiner Test, ob ein Detail wirklich wichtig ist, bietet sich Folgendes an: Lasse das Detail einfach weg. Ändert sich dann die Bedeutung deiner Geschichte? Wird sie weniger lebendig? Langweiliger? Oder verstehen Lesende dann das Ende nicht mehr so gut? Falls du diese Fragen mit “Ja” beantworten kannst, war das Detail wichtig. Andernfalls solltest du die betreffende Textstelle noch einmal überdenken. Denn: Wenn du unwichtige Details betonst, wird deine Geschichte nicht nur langweilig. Lesende könnten komplett das Interesse an der Geschichte verlieren. Sie versuchen ständig Verbindungen herzustellen, um Bedeutung zu erschaffen. Darum ist jedes Detail deiner Geschichte ist für Lesende vermeintlich wichtig. Du baust in ihnen eine Erwartungshaltung auf, die du am Ende auch erfüllen solltest.

Auch um Humor zu erzeugen sind relevante Details wichtig. Dabei gilt es ein möglichst treffendes Detail in den Fokus zu rücken. In Things That Suck hat Jason Kaplan eine Liste mit Dingen aufgestellt, die doof sind. Diese Liste lebt von ihren Details:

“Zu klein sein, um auf die Achterbahn zu dürfen” ist wesentlich ärgerlicher als einfach nur “zu klein zu sein”. Eine weitere Steigerung von Dingen, die scheiße sind: “Stolpern und hinfallen. In der Öffentlichkeit stolpern und hinfallen. Als Kellner stolpern und das ganze Essen über den Gast schütten. Der Gast sein.”

Schreibpraxis

In der Schreibaufgabe: Ein Auge fürs Detail stehen bedeutsame Details im Mittelpunkt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ein detaillierter, lebendiger Text aussehen könnte, lies dir bitte zuerst die folgenden drei Beispiele durch (englischsprachig):

Lorrie Moore: How to Become a Writer
Binyavanga Wainaina: How to Write About Africa
David Foster Wallace: Forever Overhead

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Hier geht’s zu den anderen Teilen von “Setting meistern”:

Anmerkung

Die Inhalte dieses Blogartikels basieren auf den Materialien des Moduls “The Craft of Setting”, das Teil der Coursera-Spezialisierung “Kreatives Schreiben” ist. Dozentin des Moduls ist die Schriftstellerin Amity Gaige.

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